Jona Causemann erhält den Karl-von-Frisch-Preis 2016
Der Landesverband Nordrhein-Westfalen im “Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin Deutschland” (kurz: VBIO) verleiht jährlich den Karl-von-Frisch-Preis für herausragende Schülerleistungen im Fach Biologie. Dieses Jahr hat der VBIO-NRW 42 Schülerinnen und Schüler mit dem Karl-von-Frisch-Preis für die besten Biologienoten im Abitur ausgezeichnet. Jona Causemann ist einer davon, hier berichtet er von der Preisverleihung:
Am 27. Juni diesen Jahres fand im Dortmunder Max-Planck-Institut für Molekulare Physiologie die Verleihung des Karl-von-Frisch-Preises statt. Die Verleihung begann mit einem Empfang, der Registrierung der Preisträger und Gäste und mit einer gleichzeitigen Einteilung in Gruppen, die für die spätere Führung durch das Institut relevant war. Nachdem die Preisträger mit ihren Begleitungen eingetroffen waren, fing die Preisverleihung mit einem einleitendem Vortrag von Prof. Dr. Susanne Bickel an. Als Vorsitzende des Landesverbandes NRW stellte sie den VBIO, seine Organisation, Ziele und Aufgaben vor. So setzt sich der Verein beispielsweise für Verbesserungen in den Bereichen Bildung, Ausbildung und Beruf ein und stärkt die Beteiligung von Biowissenschaftlern an politischen Entscheidungen bei relevanten Themen. Natürlich durfte auch die Vorstellung des Namensgebers Karl von Frisch nicht fehlen. Auf die Frage, wie viele Karl von Frisch schon vorher gekannt haben, blieben die meisten Hände zwar unten doch als uns versichert wurde, dass wir nicht die einzigen seien, denen es so ginge, merkte man nach dieser kurzen Verunsicherung eine Erleichterung bei vielen der Anwesenden. Für alle, die bei dieser Frage ebenfalls die Hand unten gelassen hätten, möchte ich an dieser Stelle einen kurzen Lebenslauf präsentieren: Karl von Frisch wurde am 20. November 1886 in Wien geboren und verbrachte seine Kindheit unter anderem damit, Tiere und ihr Verhalten zu beobachten. Nachdem er seine Matura im Jahr 1905 bestanden hatte, studierte er auf Wunsch seines Vaters zunächst Medizin, wechselte dann aber zum Studium der Zoologie. 1910 promovierte er mit seiner Arbeit zum Thema „Farbwechsel der Fische“ und in den folgenden Jahren arbeitete er an verschiedenen Stellen in Deutschland und Österreich, wobei es ihn immer wieder nach München ans Zoologische Institut zog. In seiner Forschung setzte er sich vor allem mit Fischen und Bienen auseinander und konnte so beispielsweise das Farbsehen bei Fischen und Bienen nachweisen. Zusätzlich war er es, der die berühmte Tanzsprache der Bienen entdeckte und übersetzen konnte. Seine Forschungen und Entdeckungen brachten ihm im Laufe seiner Karriere viele Preise und Auszeichnungen ein. Darunter ist auch der Nobelpreis für Medizin oder Physiologie aus dem Jahr 1973, den er zusammen mit Konrad Lorenz und Nikolaas Tinbergen „für ihre Entdeckungen zur Organisation und Auslösung von individuellen und sozialen Verhaltensmustern“ erhielt. In seinem selbst verfassten Lebenslauf beschreibt Karl von Frisch, dass es für ihn von Bedeutung war, wissenschaftliche Themen allgemein verständlich für jeden zugänglich zu machen, sodass er seine Forschungen und Erfahrungen in vielen Büchern veröffentlichte.
Nach diesen beiden kurzen Vorträgen folgte die Vorstellung des Veranstaltungsortes. Das Max-Planck-Institut für Molekulare Physiologie und verschiedene Abteilungen mit ihren Forschungsansätzen wurden uns durch Dr. Johann Jarzombek präsentiert. Dazu gehörten beispielsweise die Abteilung „Strukturbiochemie“, die mit der Kryoelektronenmikroskopie die Funktion und Struktur von Proteinen erforscht, oder die Abteilung „Systemische Zellbiologie“, die Proteine in zellulären Prozessen untersucht, indem die relevanten Proteine mit fluoreszierenden Molekülen markiert werden. Einige der beschriebenen Ansätze würde man uns in einer Führung durch das Institut näher erläutern und zeigen, doch zunächst fand die eigentliche Preisverleihung statt. Geleitet wurde diese von Prof. Dr. Bickel, die jedem der anwesenden Preisträger ein Präsent überreichte. Dieses Präsent enthielt neben verschiedenen Zeitschriften auch Infomaterial über Studien und Berufsmöglichkeiten in den Bereichen Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin. Zusätzlich zum „Bilingualen Wörterbuch Biologie“ bekamen wir auch die Möglichkeit, ein Jahr kostenfrei Mitglied des VBIO zu sein. Selbstverständlich gab es auch eine Urkunde, die allerdings nicht an diesem Tag vor Ort überreicht wurde, sondern am Tag der Abiturzeugnisvergabe an den jeweiligen Schulen. Nachdem alle ihre Geschenke erhalten haben, wurden wir in den vorher eingeteilten Gruppen durch das Institut geführt. Für unsere Gruppe war die erste Station ein Labor, in welchem man uns die Arbeit eines Roboters vorstellte, der wie eine Art „Bestellautomat“ die gewünschten Stoffe und Substanzen auf eine Mikrotiterplatte (eine Kunststoffplatte mit vielen Einstülpungen) füllt. Man erklärte uns, dass dieser Roboter auch mit Volumina im Nanoliterbereich arbeiten könne, was die Forschung mit diesen geringen Mengen sehr vereinfache, zumal dies per Hand in dieser Form nicht möglich sei. Als nächstes war ein Labor an der Reihe, in welchem man Zellteilungsprozesse mithilfe fluoreszierender Proteine sichtbar machen konnte. Diesbezüglich wurde uns das Quallenprotein „GFP“ („Green fluorescent protein“) präsentiert. Dieses grün fluoreszierende Protein kann mit verschiedenen anderen Proteinen im Organismus verbunden werden, sodass gezielt Proteine in verschiedenen Prozessen und an verschiedenen Stellen verfolgt werden können. Neben GFP gibt es noch zahlreiche andere Proteine, die in anderen Farben fluoreszieren und auf diese Weise die gleichzeitige Beobachtung von mehreren Proteinen ermöglichen. Nach diesen zwei Stationen musste die Führung aufgrund zeitlicher Schwierigkeiten leider unterbrochen werden.
Weiter ging es dann mit einem Vortrag von Prof. Dr. Alfred Wittinghofer zum Thema Krebs und seiner Entstehung. In dieser einstündigen Präsentation verdeutlichte er uns unter anderem die verschiedenen Arten von Krebs und Tumoren und die ebenso verschiedenen Ursachen. Diese Informationen dienten als Basis für seinen Appell, dass es nicht „den einen“ Krebs gebe und dass „Krebs nicht gleich Krebs sei“. Diese zunächst einschüchternde Tatsache biete allerdings die Möglichkeit für eine individuelle Krebsmedizin, die auf die jeweilige Form des Patienten abgestimmt ist und besser auf die individuellen Ursachen reagieren kann. Als es nach diesem interessanten Vortrag dann zum letzten Programmpunkt des Tages kam, bekamen wir die Gelegenheit, Fragen zum Bachelor- und Masterstudium in den Biowissenschaften zu stellen. Dazu stellten sich Studierende der VBIO-Startgruppen Duisburg-Essen und Düsseldorf mit ihren Studiengängen vor und erklärten sich bereit, alle unsere Fragen zu diesem Thema zu beantworten. Sie gaben uns unter anderem den Tipp, dass man zum Studienbeginn nicht bereits sicher wissen muss, auf was man sich spezialisieren will und was man im Masterstudium machen möchte. Wir sollten uns die Zeit nehmen, verschiedene Bereiche zu erkunden und besser kennen zu lernen. Außerdem informierten sie uns über verschiedene Stipendien und Stiftungen, die Stipendien vergeben und berichteten uns aus ihrer eigene Erfahrung mit diesem Thema. Nach dieser kurzen Fragerunde endete der Tag mit abschließenden Worten von Prof. Dr. Bickel.
Als letztes möchte ich mein persönliches Feedback zu diesem Tag geben: meine Endrücke von diesem Tag waren durchweg positiv. Besonders hat mir die allgemeine Atmosphäre gefallen, denn alle waren gut gelaunt, sehr nett und hilfsbereit. Zusätzlich war das Programm sehr interessant gestaltet und man gab uns nicht nur die Möglichkeit etwas neues zu lernen, sondern man stand uns in vielerlei Hinsicht auch beratend zur Seite. Insgesamt war es ein sehr schöner Tag und ich freue mich, daran teilgenommen zu haben!
Jona Causemann